Mittwoch, 19. Juni 2013

Führen ist mehr wie regeln

Viele "Führungskräfte" sehen ihren wesentlichen Daseinszweck immer noch darin, möglichst viel zu regeln. Hauptsache es gibt eine klare Regel und das Problem ist gelöst. Wobei meist nur der die Regel für klar hält, der sie aufgestellt hat.
Strapazieren wir noch einmal das Beispiel der Telearbeit aus meinen letzten beiden Posts. Der Vorstand hat eine Regel erlassen: es gibt keine Telearbeit. Doch in der Praxis erweist sich schon bald, dass diese Regel nicht lebenspraktisch ist. Die Alltagssituationen sind zu vielfältig, als dass sie sich in eine vermeintlich eindeutige Regel einpassen lassen. Warum gibt es immer mehr und immer schwerer verständliche gesetzliche Regelungen? Weil man auch hier den Versuch unternimmt eine komplexe Umwelt zu regulieren und von vornherein schon alle möglichen Ausnahmesituationen mit einbeziehen will. Von politischen Kompromissen, die dabei eine Rolle spielen, einmal abgesehen.
Auch in Unternehmen gibt es diese Tendenz. Wobei man fairerweise sagen muss, dass viele dieser Regeln wiederum durch externe Vorschriften, wie z.B. Gesetze, veranlaßt sind. Viele sind aber auch hausgemacht. Und das deshalb, weil die Führungskräfte selbst nach Regeln rufen. "Wo steht das?" war eine der meistgestellten Fragen aus meinem beruflichen Alltag. Wobei sich andererseits dieselben Führungskräfte dann wieder über die Regelungsdichte beklagen.
Es gibt Sachverhalte, die müssen und können auch geregelt werden. Die Situation an einer belebten Straßenkreuzung etwa kann und muss durch eine Ampel geregelt werden. Aber muss es in einem Unternehmen - passend zu der aktuellen Hitzewelle - eine Kleiderordnung geben? Leider gibt es das in manchen Organisationen tatsächlich. Oder sollte man nicht davon ausgehen, dass man es mit erwachsenen Menschen zu tun hat, die wissen, was sie wann anzuziehen haben? Ich weiss, dass man mir nun Naivität vorwirft und höre die Aufforderung: Schauen sie doch mal wie die - meist jüngeren - Leute bei der Hitze rumlaufen. So kann man doch nicht ins Büro gehen. Doch gerade dann ist es Aufgabe der Führungskraft dem Mitarbeiter oder die Mitarbieterin dezent aber doch deutlich darauf hin zu weisen, die Kleidung etwas zu korrigieren. Dazu braucht es keine unternehmensweite Regel, hinter der sich die Chefs dann verschanzen können. In einer solchen Situation muss nur geführt werden.

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