Freitag, 19. April 2013

Mythos Team

Wenn es um Zusammenarbeit geht, wird kaum ein Begriff so inflationär verwendet und beliebig genutzt, wie Team. Was ist ein Team? Schlägt man in einem beliebigen Lexikon nach, so steht dort: "Gruppe, die gemeinsam an einer Aufgabe arbeitet." (ZEIT-Lexikon Bd. 14) Bei Wikipedia ist zu lesen: "Zusammenschluß von mehreren Personen zur Lösung einer bestimmten Aufgabe oder zur Erreichung eines bestimmten Zieles."
Eine uns heute etwas befremdlich anmutende Definition von Teamwork finden wir in Gablers Wirtschaftslexikon von 1976: "Für das amerikanische Wirtschaftsleben typische Art der Zusammenarbeit: Übertragung des sportlichen Kampfgeistes in Werkstatt und Büro."
Nach meiner Erfahrung liegt das gefühlte Verständnis von Team irgendwo zwischen den wohltuend nüchternen Lexikondefinitionen und der sportlich, kämpferischen des Wirtschaftslexikons. Wenn Führungskräfte von "meinem Team" reden, dann wollen sie meist auch zum Ausdruck bringen, dass in ihrer Einheit besonders gut zusammengearbeitet wird, dass ein besonderer Zusammenhalt herrscht, eine höhere Identifikation als bei anderen Formen der Zusammenarbeit. Auch in Stellenangeboten wird gerne von teamorientierter Zusammenarbeit gesprochen. Team erhält so einen positiven Klang, ein positives Image ohne dass klar wird, was denn letztendlich dieses Positive ausmacht. Das wiederum macht die Verwendung des Begriffs so einfach. Mit der Verwendung des Teambegriffs oder der Rede von Teamarbeit kann man nichts falsch machen.
Was heißt das für Führungskräfte? Es tut gut, sich auf die pragmatischen Sätze der Lexikadefinitionen zu besinnen. Sie haben mit ihren Mitarbeitern die Verantwortung dafür, Aufgaben zu erledigen, Ziele zu erfüllen.
Nicht mehr und nicht weniger. Ob sie das als Teamwork bezeichnen oder anders spielt zunächst keine Rolle, insbesondere dann nicht, wenn nach den Ergebnissen gefragt. Die Erreichung dieser Ergebnisse sollte die Grundlage ihrer Führungsarbeit sein. Wenn sie das im Rahmen "guter Zusammenarbeit" umsetzen wollen, müssen sie klar machen, was sie darunter verstehen. Das Reden oder Herbeireden von Teamarbeit reicht dazu nicht.

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