Montag, 14. Januar 2013

Sind Sie ständig erreichbar?

Wenn ja, wie geht es ihnen damit? Nach einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa, die in der vergangenen Woche veröffentlicht wurde, ist jeder zweite berufstätige Deutsche auch in der Freizeit für berufliche Anlässe erreichbar. Zwei Drittel fühlen sich dadurch nicht gestört (Zitiert nach Mannheimer Morgen).
Sie gehören doch wohl nicht zur anderen Hälfte? Die, die nicht erreichbar ist? Sind sie etwa nicht wichtig genug? Brauchen Sie das nicht?
Ist doch toll, am Wochenende beim Kaffee bei der Oma das Smartphone dekorativ neben dem Kuchenteller liegen zu haben und zwischendurch mal die mails zu checken oder sogar angerufen zu werden. Dann abrupt aufzustehen von der Kaffeetafel und im Hintergrund im Wohnzimmer telefonierend rumzulaufen aber so, dass doch jeder mitkriegt, was geredet wird und daraus die Wichtigekit des Telefonats ableiten kann.
Klar, dass das ein gutes Gefühl ist und dass die Mehrzahl nichts dagegen einzuwenden hat. Wo kommen denn dann die zunehmenden Burn-Out Fälle her? Sind das doch Simulanten oder Weicheier, die mit der Situation nicht zurechtkommen?
40% der Befragten geben der Studie zufolge an, dass die Balance zwischen Berufs- und Privatleben gut funktioniert.
In der Tat werfen diese wenigen Teilergebnisse Fragen auf. Man ist sehr schnell geneigt hier kognitive Dissonanz zu diagnostizieren. Reden die Betroffenen sich ihre Situation schön, weil sie keine andere Wahl haben und sonst gar nicht damit zurecht kämen? Dann wäre ein Burn-Out zu einem späteren Zeitpunkt gut erklärbar. Irgenwann macht der Körper die Belastung nichht mehr mit. Es gibt aber sicherlich auch Menschen, die zumindest phasenweise  mit Belastungssituationen gut umgehen können. Der 35jährige Single hat möglicherweise tatsächlich kein Problem damit, ständig berufich erreichbar zu sein. Außerdem wissen wir, dass Belastungen individuell sehr unterschiedlich empfunden werden.
Für mich die zentrale Frage dabei, wie funktioniert das überhaupt? Da sind Menschen immer beruflich erreichbar und haben damit offensichtlich kein Problem. Sie akzeptieren diese Situation klaglos. Gehen wir mal davon aus, dass nur von einem kleineren Teil tatsächlich vom Arbeitgeber verlangt wird, erreichbar zu sein. Auch das gibt es natürlich. Aber die Mehrzahl macht es sozusagen "freiwillig", ohne direkte Anweisung. Ist es tatsächlich das Bedürfnis für wichtig gehalten zu werden? Wird hier das Empfinden wach gehalten etwas zu verpassen, wenn man nicht erreichbar ist? Ist es vielleicht sogar Angst, aus dem Spiel zu fallen, wenn man sich zu oft ausklinckt? Funktioniert hier schon eine neue Führungstechnik - im wahrsten Sinne des Wortes? Führung ohne perönliche Anweisungen. Allein das Vorhandensein einer bestimmten technischen Ausstattung schaftt die stillschweigende Verpflichtung, diese auch zu nutzen.
Fragen mit denen man sich als Mitarbeiter und als Führungskraft in seiner jeweiligen individuellen Situation auseinander setzen sollte.


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